Hitlers erster Feind by Stefan Aust

Hitlers erster Feind by Stefan Aust

Autor:Stefan Aust [Aust, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644040519
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-08-25T22:00:00+00:00


Oprecht und seine Frau unterstützten die Emigranten, wo sie nur konnten: «Wir leisteten Erste Hilfe, gaben Wäsche, Schuhe und auch Möbel. Halfen bei der Polizei – manche Emigranten hatten keine Papiere – und versuchten, Aufenthaltsbewilligungen zu erreichen. Wir fuhren nach Deutschland, um Geld und Wertgegenstände, die die Emigranten zurücklassen mußten, in die Schweiz zu holen – Koffer aus Konstanz, Geld aus Berlin.»

Emil Oprecht bemühte sich auch, in der Schweizer Öffentlichkeit um Verständnis für die Lage der Flüchtlinge zu werben. Es gab regelmäßig Vortrags- und Leseabende für geflohene Schriftsteller, deren Bücher signiert und verkauft wurden. Das traf in den rechten Kreisen, die auch in der Schweiz an Einfluss gewannen, auf Widerstand. Der Zürcher Verlag wurde als «kulturbolschewistisch» verunglimpft. Einige warnten vor «geistiger Überfremdung».

Unterstützung fanden die Emigranten dagegen bei der Sozialdemokratischen Partei, die gerade in Zürich eine sehr starke Position hatte und auch den Stadtpräsidenten stellte.

Am 4. August meldete das deutsche Konsulat wiederum unter «streng geheim» nach Berlin: «Die Nachforschungen nach politisch verdächtigen Flüchtlingen aus Deutschland sind hier weisungsgemäß im Einvernehmen mit der Gesandtschaft in Bern sofort aufgenommen worden. Auf Grund der dort zweifellos bekannten schweizerischen Gesetzgebung über das Asylrecht politischer Flüchtlinge in der Schweiz sind derartige Nachforschungen durch das Konsulat, ganz abgesehen davon, daß es die damit befaßten deutschen Beamten einer strafrechtlichen Verfolgung in der Schweiz aussetzt, formell und sachlich mit ganz besonderen Schwierigkeiten verknüpft.» Auf der angehängten Namensliste tauchen die Emigranten Max Horkheimer samt Adresse in Genf auf, Ernst Toller und Kurt Tucholsky. Konrad Heiden stand noch nicht auf dieser Liste.

Im Spätsommer 1933 bezog er ein Zimmer in der Züricher Schmelzbergstraße, die vom Universitätsgelände aus einen Berg hinaufführte. Vom Haus Nummer 22, in dem Heiden wohnte, konnte man die ganze Stadt überblicken. Doch die schöne Aussicht auf den See und die Berge änderte nichts an seinen prekären Lebensumständen – und schon gar nichts an dem Drama, das sich gerade in Deutschland abspielte. Immer wieder unterbrach er die Arbeit an seinem neuen Buch, das später den Titel tragen sollte: «Geburt des Dritten Reiches».



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